Uwe Müller-Fabians „Fontane“-Gemälde sucht seinen Bestimmungsort

Fontane-Post von Henkes, Berlin-Buch

Meinem Postkasten sind Henkes aus Buch bestens bekannt. Fast wage ich die Behauptung, sie seien längst miteinander befreundet. Gerade eben übergab er mir wieder einen Umschlag, die Adresse, wie gewohnt, in bestechender Handschrift. Und wie gewohnt auch, dass ich dem Umschlag nicht nur einen mehrseitigen eigenhändig verfassten Brief, sondern auch Beilagen entnehme – Fontane-Beilagen, natürlich. Henkes haben sich unserem märkischen Autor verschrieben, im besten Wortsinn. Wo sich etwas regt, das mit „Fontane“ zu tun hat, ruhen sie nicht, bis sie dem nach- und auf den Grund gegangen sind. Damit nicht genug: Sie legen sich umgehend ins Zeug, um ihre wunderbaren Fundstücke und Ideen unter das „Fontane-Volk“ zu bringen. Das ist, keine Frage, groß, aber Henkes Herzen wünschen sich, es möge noch größer werden. Sehen wir uns schnell gemeinsam an, was die beiden heute auf den postalischen Weg gebracht haben.

„Das Bild muß man erleben!“

Wer nicht so regelmäßig die Beiträge im Fontane-Blog verfolgt, weiß vielleicht nicht, dass Henkes in Berlin-Buch nicht nur Fontane-Vorträge organisieren, Birnbäume pflanzen und Fontane-Figuren in den öffentlichen Raum platzieren, sondern auch ein Fontane-Zimmer eingerichtet haben: im italienischen Restaurant „Il Castello“. Vergangenen Herbst luden sie Interessierte aus nah und fern ein, diesen Ausstellungsort etwas genauer unter die Lupe zu nehmen – und dabei natürlich auch die Küche des gastlichen Hauses zu testen. Da sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, bleiben sie immer auf Suche nach Neuem, nach Veränderung. Als Barbara Münzer, die gewichtigen Teil daran hat, dass der Fontane-Freundeskreis in Zeuthen aktiv und engagiert bleibt, Henkes auf ein Fontane-Bild des Malers Uwe Müller-Fabian hinweis, war Adolf und Rosemarie Henke sofort klar: Das behalten wir im Auge und nehmen es, sobald nur möglich, unter Augenschein. Ja, es regte sich sogleich die Frage „Wäre das was für unser Fontane-Zimmer?“ Die Pandemie und eine Erkrankung des Malers verzögerte das Unternehmen. Dann aber wurde es eine „schöne Brandenburger Landpartie“. Denn Müller-Fabian lebt und malt in Ok-Vehlefanz. Lesen wir, was Adolf Henke berichtet:

Von dem Maler und seinen Arbeiten und besonders von diesem „Fontane“ sind wir absolut begeistert. Diese Version von Breitenbachs altem Fontane hat uns fasziniert.

Das Bild muß man erleben!

Ein kraftvoller Fontane vor einem Hintergrund, der die Erzählwelt der Romane, der Gedichte, der Wanderungen aufblättert. Im Stil des Neuruppiner Bilderbogens. Minutenlang bleibt der Blick darauf, sucht nach Titeln und Figuren. […]

Uwe Müller-Fabian: Theodor Fontane Foto: Adolf Henke

So überwältigend die Wirkung des Gemäldes war, mussten sich die beiden sogleich gestehen: Dieser gemalte „Fontane“ unter Bezug auf Carl Breitbachs Porträt von 1883 hat ein Maß, das für die eigenen Zwecke „mehrere Nummern zu groß“ war. 130×150 cm – selbst bei bestem Willen lässt sich ein solches Bild nicht an eine der Wände im Fontane-Zimmer des italienischen Restaurants aufhängen. Aber so schnell stecken Henkes nicht auf. Offenbar existiert eine kleinere Version dieses „Fontane“ (50×70 cm). Die reservierte man, kurz und beherzt entschlossen, für Berlin-Buch. Das soll, noblesse oblige, auf würdige Weise mit einer interessierten Öffentlichkeit gefeiert werden. „Kaum erwogen, ist der Kalender gezückt und am 18. September 2021 ein großes, rotes Kreuz eingefügt. Wer neugierig ist, und wer gerne mit dem Bucher Fontanekreis sich freut und feiert, der sollte dieses Datum umgehend in seinem eigenen Kalendarium markieren.“

So notierte ich, als die Nachricht mich erreichte – und musste leider diese Notiz wenig später wieder tilgen. Das italienische Restaurant, das die schweren Pandemie-Zeit mühsam durchsteht, es hat aus heiterem Himmel eine geschlossene Gesellschaft am 18. September zu bewirten: und tut dies mit Freude. Unser Schmerz, er ist zu verschmerzen – der Termin wird nachgeholt. Henkes wären nicht Henkes, blätterten sie nicht längst in ihren Taschenkalendern. Unsere Vorfreude währt auf diese Weise etwas länger.

Ehepaar Henke mit dem Maler Uwe Müller-Fabian Copyright Foto: A. u. R. Henke

„Doch wir greifen noch höher […]“

Das war’s? Selbstverständlich nicht. Henkes wären nicht Henkes, wenn sie sich nicht auch gleich noch Gedanken um den großen „Fontane“ von Müller-Fabian machten. Was heißt Gedanken? Die scheinen sich mit der Begeisterung wie von selbst eingestellt zu haben und unversehens zu wuchern. „Nur Lumpen sind bescheiden“, heißt es bei Goethe, „Brave freuen sich der Tat.“ Schon saß Adolf Henke am Schreibtisch, hatte den Kugelschreiber in der Hand (eine Tintenfeder wäre pass-gerechter gewesen) und formulierte kühne Briefe. Der kühnste: an Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, den Generalintendanten des Humboldt-Forums. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Ob es in der literarischen Gesellschaft des Dichters den gewünschten Kunstverständigen gibt, den sich Henkes wünschen, ich weiß es nicht. Keine Vorstellung habe ich, ob das Humboldt-Forum einem solchen Ansinnen auch nur eine Sekunde des Wägens widmet. Aber eins weiß ich doch: Dieser Übermut aus Freude an der Sache und Wertschätzung Fontanes in unserer Zeit hat „etwas“. Und diesem Etwas bläst unser kleiner Blog-Beitrag aus schwacher Lunge, aber starker Sympathie allen Wind in die Segel, der ihm möglich ist …

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