Gedenktafel am Potsdamer Platz

„Theodor Fontane lebte von 1872 bis zu seinem Tode im Haus des Johanniter-Ordens Potsdamer StraĂźe 134c.

So steht es auf einer Gedenktafel zu Ehren Theodor Fontanes, doch wo das besagte Haus stand, lässt sich heutzutage nur noch schwerlich nachvollziehen.  Sucht man nach der auf der Tafel angegebenen Adresse findet man fälschlicherweise ein Gebäude auf Höhe der Bülowstraße, welches mit Fontane wohl wenig bis gar nichts zu tun hat. Dies ist dem Umstand zu schulden, dass sich die Hausnummern der Potsdamer Straße im Laufe der Zeit verändert haben. 1938 wurde dem Haus, in welchem Fontane bis zu seinem Tode lebte, die Hausnummer 15 zugeordnet. Heute steht es nicht mehr. Es ist  im zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer gefallen.

Die Gedenktafel allerdings gibt es noch und wenn man gründlich sucht, dann findet man sie auch. Die Tafel hängt heute ziemlich unauffällig und schmucklos an der Fassade eines bekannten amerikanischen Kaffeehauses neben einem der Seiteneingänge zu den Potsdamer Platz Arkaden. Wer sich trotz der etwas beschwerlichen Umstände auf die Suche begeben möchte, dem gebe ich den Tipp, nicht in der heutigen Potsdamer Straße, sondern in der Joseph von Eichendorff Gasse 2 danach zu suchen.

Oder um es in den Worten Fontanes zu sagen:
„Hast du nun aber aber alle diese Punkte reichlich erwogen, hast du, wie die Engländer sagen ‚deine Seele fertig gemacht‘, und bist du zu dem Resultat gekommen: ‚Ich kann es wagen‘, nun denn, so wag‘ es getrost.“(1)

Auch wenn das Haus des Johanniter-Ordens nun nicht mehr steht, stellt sich doch unweigerlich die Frage: Warum hat Fontane hier gelebt und was hatte der Schriftsteller mit dem Johanniter-Orden zu schaffen? Vor allem, weil es wohl fĂĽr notwendig erachtet wurde, dies noch einmal explizit auf eben jener Gedenktafel zu Wort zu bringen.

Doch zunächst zu den Johannitern selbst: Der Orden ist ein Zusammenschluss aus fĂĽnf europaweit verteilten St. Johannes Ordensgemeinschaften. Die deutsche Vertretung bildet die „Balley Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem“. (2) Damit ist der Johanniter-Orden in Deutschland in der Region Berlin-Brandenburg zu verorten.

In den 1860er Jahren, also zu Lebzeiten Fontanes, waren die Belange des Ordens eher konservativer Natur. Diese Haltung spiegelte sich deutlich in der wöchentlich erscheinenden Zeitung des Ordens wider. Hier lässt sich die Schnittstelle zu Theodor Fontane ausmachen, welcher ebenfalls immer konservativer zu werden schien. „Fontane stellte sich – Politisch, publizistisch und literarisch – dem Lager der traditionellen FĂĽhrungsmächte Krone, Militär und höhere BĂĽrokratie zur VerfĂĽgung.“ (3) Der Schriftsteller veröffentlichte eine groĂźe Anzahl seiner Texte in einem konservativen Blatt und engagierte sich auch sonst in dieser Richtung. „Jutta FĂĽrstenau hat in ihrem Ăśberblick ĂĽber die Veröffentlichungen der einzelnen Wanderungskapitel im Johanniter-Blatt allein 33 Beiträge ermittelt. Mit dieser Zahl kann kein anderes Blatt konkurrieren.“ (4)

Also kam Fontane zu seiner  Wohnung  im Hause des Johanniter-Ordens wohl durch seine ausgezeichneten Beziehungen zu diesem und dessen Wochenblatt.

 


(1) Theodor Fontane: Die schönsten Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Hrsg: Peter Brambök. München 1998, S. 10.

(2) http://www.johanniter.de/die-johanniter/johanniterorden/

(3) Roland Berbig: Theodor Fontane im literarischen Leben. Zeitungen und Zeitschriften, Verlage und Vereine. Walter de Gruyter. Berlin 2000, S. 171.

(4) Ebd., S. 175.

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