Heinrich-Hertz-Gymnasium: Fontane 2019 klopft an

Heinrich-Hertz-Gymnasium: Fontane 2019 klopft an

520 Schülerinnen und Schüler hat das Heinrich-Hertz-Gymnasiums in der Rigaer Straße (Berlin-Friedrichshain) –  und zwei saßen am 25. Mai 2018 in meinem Dienstzimmer: Chiara Lüdke und Maja Hilt. Seit mehr als zwei Jahren fahren wir morgens in derselben S-Bahn, aus einem Zunicken und Lächeln für den Tag waren schöne, kleine Gespräche geworden – und plötzlich stand eine Idee im Raum.  Zaghaft noch, vorsichtig, über den Zaun blinzelnd. Ist nicht besser als alles hochgetourte politische Reden von „Fontane-Jubiläum und Schule“ der handfeste Versuch, einfach etwas gemeinsam auszuprobieren? Nicht  abstrakt, sondern konkret. Etwas, das entsteht, indem man es angeht?

Der Tisch zwischen uns war frei und groß, viel Platz für erste Überlegungen – aber ehe es ans Planen ging, galt es, sich vorzustellen. Voneinander zu erzählen, Lebens- und Arbeitsbilder zu skizzieren. Das war gut, es ging leicht, und wichtig war es. Denn was weiß ein Hochschullehrer einer Universität heute von der neunten Klassenstufe eines Gymnasiums mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Profil und deren Literaturunterricht? Und was die Schülerinnen von einem, der seit Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts „Fontane“ lehrt und beforscht? Nein: nichts nicht, aber wenig doch, mehr Lückenhaftes als Fassbares.

Ein gymnasialer „Fontane-Tag“ im Jubiläumsjahr – das wär’s. Organisiert nicht von einem Lehrplan, der alles fixiert hat, getrimmt nicht auf Noten oder Punkte. Ein Tag, an dessen Vorbereitung sich alle, die Freude und Ideen haben, beteiligen – und ein Brückenschlag zwischen dem Heinrich-Hertz-Gymnasium, dem Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität und der Theodor Fontane Gesellschaft. Oder erst einmal zwischen Chiara, Maja und mir.

Da ging es nach allerlei Plauderpfaden erstaunlich rasch und beHER(T)ZT (jetzt gähnt das ganze Gymnasium …) zur Sache: Fontane-Bilder zerschnipselt, weil es das eine nicht gibt, Fontane-Verse eingewickelt in Klarinettenklänge, Sprechen von „Fontane“ unter professioneller Anleitung, Fontane-Landschaften oder -Karikaturen, Video-Werbe-Filme, bunte Stoffberge, leicht angehäufelt, aber auch Fontane-Fetzen: alles in kleinen Arbeitsgruppen, die für ein großes Auditorium etwas einfädeln.

Endlich dämmten wir den Fontane-Spontanideen-Fluss, schoben die Stühle zurück und verabredeten uns: für die erste Woche nach den Sommerferien.  Bis dahin sammeln wir enthemmt weiter, übermütig und mutig, reden mit Gott und der Welt über dies Plänchen und bringen Ordnung in das Ganze. Und im frühseptemberlichen Herbstlicht werden wir die Deutschlehrerin an unseren Tisch bitten, um Nägel mit Köpfen zu machen. Geht alles gut, steht „Fontane“ dann bald nicht mehr klopfend am Gymnasiumstor. Man hat ihm geöffnet, er ist eingetreten, sieht sich um, nickt und denkt: „na, denn man los!“

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