Fontane, Cécile, meine Mutter und ich – Teil 3

Also, in einem sind Susanne Leiste-Bruhn und ich uns schon mal einig, unsere Vorstellung von der Reisestrecke der Arnauds ist deckungsgleich, hurra!
Inwiefern wir dieser Strecke folgen können, wird sich am 24. Juli herausstellen, ich werde notieren, fotografieren und berichten.
Kommen wir zur Planung: Vorrausichtlich werden wir in Quedlinburg gegen 11:00 einfahren, vorausgesetzt, dass es um die Bundesbahn nicht so dramatisch bestellt ist wie um die Berliner S-Bahn. Wenn wir von einer pünktlichen Ankunft ausgehen, wovon wir erst einmal ausgehen, ist es vom Bahnhofsvorplatz, laut Karte, unabhängig von unserer Ankunft, nur ein kurzer Spaziergang  zu unserem urigen „Alten Fritz“.
Für den ersten Tag ist, dadurch, dass er schon angebrochen ist, erstmal nur ein oberflächliches Besichtigen von Quedlinburg und seiner UNESCO-geschützten Altstadt geplant, damit wir einen Eindruck von Land und Leuten bekommen können.
Am zweiten Tag werden wir uns in den Fontane-Modus begeben und aus dem Vollen schöpfen, denn dieser Tag wird vollständig vom 8. Kapitel des Romans bestimmt sein. Gestartet wird also wieder am Bahnhof und wir lassen uns in der Kühle der Bahnhofshalle den Plan nochmals durch den Kopf gehen. Wie die Reisegesellschaft vor gut 150 Jahren werden wir auch erstmal Abstand davon nehmen, den Brühl und das Rathaus zu besichtigen und uns in erster Linie auf das Schloss und den Dom konzentrieren. Wenn wir Glück haben, ist der Grund für diese Entscheidung auch das tropische Wetter und die Sonne, die auf uns und Quedlinburg niederbrennt. Jedoch sind sowohl die Mutter als auch ich mit einer robusten Gesundheit gesegnet – vom Knie einmal abgesehen – sodass Schwächeanfälle à la Cécile uns nicht aufhalten können, auch den Brühl zu besichtigen. Im Übrigen sind wir gestählte Großstadturlauber, wir haben schon Städte von ganz anderem Kaliber durchschritten.

Diesen Weg hat die Reisegesellschaft um die Arnauds eventuell genommen (orange markiert). Foto: Franz Schorr

Wir werden also entlang der Bode in Richtung des Schlosses spazieren, wünschenswerterweise noch beschattet von alten Bäumen und uns an den Gärten Quedlinburgs erfreuen. Bis wir dann in die Stadt einbiegen und hoffentlich die richtige Straße auf den Schlossberg finden. Dort präsentieren sich uns Schloss und Kirche; das Schloss wird uns leider nicht mehr wie Cécile und ihre Entourage empfangen, so viel konnte ich den Reiseführern schon entnehmen. Es wurde sich wohl in den letzten Jahren darum bemüht, den Zustand fürstlicher Pracht wiederherzustellen, was mich etwas traurig stimmt, denn bei Fontane bedurfte es der fachmännischen Führung durch den Kastellan, um die vergangene Pracht seinen Besuchern greifbar zu machen, wir indes müssen einfach nur die Augen öffnen.
Der Schlossbesichtigung schließt sich dann der Besuch der Kirche an und später auch der des Rathauses, wo wir hoffentlich einen Snack einnehmen können, vom Kulmbacher Bier werde ich allerdings die Finger lassen. Bier und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr.
Die Tage drei und vier führen uns vermutlich in die Umgebung von Quedlinburg – abhängig auch hier vom Wetter und vom Knie der Mutter. Auf jeden Fall werden wir Altenbrak einen Besuch abstatten, denn von da ist es nur ein kurzer Weg bis zum Hexentanzplatz und diesem sollte man ja bei einer Reise in den Harz auf jeden Fall seine Aufwartung machen. Nur auf die viel gerühmten Schmerlen werden wir verzichten müssen, diese kleine Forellenart hat leider das letzte Jahrhundert in der Bode nicht überlebt, sie hat sich in die klareren, schneller fließenden Nebenflüsse der Bode zurückgezogen. Außerdem existiert das Gasthaus, in dem die Reisegesellschaft samt dem Präzeptor ihr Schmerlenmahl eingenommen hat, seit 1962 nicht mehr, es wurde abgerissen. Aber vielleicht findet sich im Ort ja eine Lokalität, in der man zumindest eine Forelle zu sich nehmen kann, um wenigstens annähernd in den verwehrten Genuss zu kommen. Wobei dann natürlich auch die Frage zu klären wäre, ob sich mit „Forelle“ auch ein Dichtercontest bestreiten ließe.
Am letzten Tag ist eigentlich ein Besuch in Thale zwingend, denn hier nimmt die Geschichte um Cécile erst ihren Lauf. Da kann man sich dann auch gleich erkundigen, was denn nun eigentlich aus dem Hotel Zehnpfund werden soll und wie es denn generell um die alte kurörtliche Pracht bestellt ist.

Jetzt heißt es also Daumen drücken, dass die Konfrontation Leben vs. Plan diesmal eher zu Gunsten des Plans ausgeht und dass das Knie der Mutter uns wohlgesonnen sein wird.

Es bleibt weiterhin spannend.

 

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