Die moderne Zeit hat auch Fontane erreicht, denn der rbb hat im Jubiläumsjahr 2019 eine App herausgebracht, mit der man die Lebensstationen Fontanes in Berlin und Brandenburg erleben kann – wenn es denn funktioniert. Wem anderen als uns, dem offiziellen Fontane-Blog, steht es nun zu, die App auf Herz und Nieren zu überprüfen?
Diesmal in Berlin-Mitte von Franz
Meine erste Erfahrung ist, dass ich offensichtlich auf anderen Pfaden unterwegs bin, als Fontane, bis Pankow hat er es laut der App nie geschafft, was schade ist, denn ich denke, dass es ihm gefallen hätte. Der einzige Berührungspunkt mit Fontanes Leben, den ich tagtäglich passiere, ist auch der letzte Punkt auf Fontanes Reise, dem Ehrengrab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Liesenstraße.
Der Text, den die App zu der letzten Lebensstation liefert irritiert doch etwas, hat er doch die Verlobung von Fontane mit seiner späteren Frau Emilie zum Inhalt. Dieses Lebensereignis mag doch nicht so recht zu einem Friedhof passen. Meine Irritation löst sich auch erst auf, als ich das Video, was den Textausschnitt aus Theodor Fontanes autobiografischer Schrift „Von zwanzig bis Dreißig“ begleitet anklicke. In diesem Video wird über die eheliche Korrespondenz der Fontanes berichtet, über deren Höhen und Tiefen, aber auch über den großen Einfluss, den beide aufeinander hatten. Viele der Themen, mit denen sich Fontane in seinen Aufsätzen beschäftigte, stammten aus vorangegangen Gesprächen mit seiner Frau. Sie war es auch, die nach dem Tod Fontanes seinen Nachlass verwaltete und die Briefe verbrannte, die ihr ein zu problematisches Bild der jungen Jahre ihres Mannes zeichneten. Deswegen ist recht wenig aus den frühen Ehejahren überliefert.
Mir gefällt die Aufmachung der App sehr gut, besonders, dass sich der Zusammenhang nicht sofort ergibt, sie ein wenig auf die Neugier des Nutzers angewiesen ist. Das Video hat eine schöne Länge, sodass, wenn das Wetter mitspielt, was es immer sollte, wen man draußen unterwegs ist, man auch an den jeweiligen Punkten verweilen und die Orte auf sich wirken lassen kann.
Einzig die Pushnachrichten scheinen ihre Funktion nicht recht zu erfüllen, das kann aber durchaus auch an der Geschwindigkeit der S-Bahn liegen, wenn sie am Friedhof vorbeifährt. Insofern wird es Zeit für ein Feldversuch, ein Blick auf die Karte verrät mir, dass sich gleich in der Dorotheenstraße ebenfalls ein für Fontanes Leben relevanter Punkt befindet, also statte ich diesem einen Besuch ab.
Ich stehe also an besagter Stelle und warte, dass sich was auf meinem Handy regt, aber bisher tut sich nichts. Mein Repertoire an Lösungen technischer Probleme – durch Hopsen, im Kreis laufen, das Handy in diverse Himmelsrichtungen strecken – ist zügig aufgebraucht. Ich möchte das aber nicht ausschließlich auf einen Fehler der App schieben, sondern evtl. auch auf mein Unvermögen die richtigen Einstellungen in meinem Smartphone zu finden.
Das tut der Freude aber nicht wirklich einen Abbruch, da die App, wie schon erwähnt mit einer Karte ausgestattet ist, die es mir erlaubt die Punkte auch manuell anzusteuern.
Die App wird mich auf jeden Fall noch weiter begleiten und mich vielleicht dazu animieren, auch mal abseits meiner alten Pfade zu bewegen.