FONTANESKE – ein schönes Fontane Büchlein ist anzuzeigen

Die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte, Kulturland Brandenburg hat in dem feinen und zu Recht schon wiederholt mit gediegenen Preisen bedachten vacat Verlag ein Buch herausgebracht: Julia Schoch (Text) und Frank Gaudlitz (Fotografie) teilen sich in die Autorschaft und finden sich vereint unter dem Titel FONTANESKE.  Eigentlich ist alles an diesem kleinen Büchlein schön: der Titel, der Untertitel – wenn es denn ein solcher ist – „Einmal so schreiben / so reisen: als ginge es um nichts“, der Druck auf Gardapat Kiara 135 g/qm und Duchesse Leinen, die Fotografien – und der vorsichtige, genaue Text. Hier ist nichts eilig zusammengekleistert, kein Blitzstreifzug hat Fontane-Zitate aus den Wanderungen eingesammelt, um sie mit beliebigen Fotografien aus der Mark Brandenburg zu verkoppeln – so in dem Sinne: der Leser werde sich schon etwas dabei denken. Nein, Schochs Sätze gebieten langsames Lesen, sind nachdenklich, nicht selten mit einem Anklang von Poetischem, keine Absicht wird laut und kein Gedanke Illustration einer fotografischen Abbildung. „Was für ein Missgeschick, / das einen Menschen in eine bestimmte Zeit wirft / und dort sich selbst überlässt.“ Die Satzfolgen nehmen einen Gedanken auf, gesellen zu ihm gleich Bedenken. Antworten werden ausprobiert, gewogen, verworfen, vertieft – und in einen offenen Raum überführt. Auf dem gedruckten Blatt und in die Gesellschaft von Bildmotiven, die von einem Zimmerausschnitt über ein Regal mit alten Büchern bis zu Landschaften führen, die so märchenhaft wie real erscheinen. Die Bildsprache steht dem sorgsamen Kunstton der Prosa in nichts nach. Da liegt eine Glasscherbe, auf der eine Frau aus dem 19. Jahrhundert zu erahnen ist, über dem berühmten Schreibtischfoto mit dem alten Fontane.

Theodor Fontane am Schreibtisch (1894) – Foto: Zander & Labisch; © Theodor-Fontane-Archiv

Und gegenüber ein Teil einer Buchseite mit handschriftlichen Noten „nicht“, „schön“ und „sehr gut“, der dann auf den nachfolgenden beiden Seiten sich als ein Faksimile von Heines Romanzero erweist aus Fontanes Bibliotheksbesitz. Eine Wohltat. „Ist der Gang in die Geschichte / nicht auch eine Form der Diskretion“, wird gefragt. Um mit einem Gefühl zu entgegnen: „Über die Gegenwart zu schreiben, / empfindest du beinahe als taklos.“ Sie erscheine leer, „verstümmelt“, für sie reiche „das Staunen nie […], / immer nur für das Vergangene.“

Das Büchlein ist für das Fontane-Jahr entstanden – ich wünsche ihm ein Leben weit über dieses Jahr hinaus: im Bücherschrank oder in der Jackentasche auf Wegen „ohne vorgeschriebene Marschroute“. Als ginge es um nichts …

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