Die Mark Brandenburg – Theodor Fontane im Film – Eine Rezension

Zeitschrift „Die Mark Brandenburg“ (altmodisch anmutend in Fraktur) (moderner Schrifttyp)

Als ich mir das Heft zum ersten Mal angesehen habe, war ich ob der Aufmachung des Titelblattes etwas verwirrt; wieso waren „Die Mark“ und „Brandenburg“ in unterschiedlichen Schriftarten gehalten? Ist „Die Mark Brandenburg“ nicht ein stehender Begriff, ähnlich wie „Freistaat Bayern“? Warum die Trennung, oder heißt die Zeitschrift „Die Mark“ und dann würden unterschiedliche Teile der Mark vorgestellt? Die nächste Ausgabe soll nämlich die Prignitz zum Thema haben.
Gegen diese Überlegung spricht, dass beide Überschriftteile auf einem roten Hintergrund stehen und Brandenburg ja nicht ein Teil der Mark, sondern die Mark selbst ist…?

Aber ich schweife ab.

Bei der Zeitschrift handelt es sich um ein 1991 von Lucie Großer gegründetes Blatt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen Lesern vierteljährlich von der Vielfalt und Schönheit Brandenburgs zu berichten. Und, wie es sich für das Jahr des zweihundertjährigen Jubiläums Theodor Fontanes gehört, widmet sich die erste Ausgabe des Jahres 2019 den Verfilmungen der Werke des berühmten Autors und Wanderers, der aus Sicht der Artikelbeiträger die Mark Brandenburg überhaupt erst bekannt und erwandernswert machte. Sie beginnt mit einer Kurzbiografie Fontanes, in der besonders auf seine Kindheit in Neuruppin aufmerksam gemacht und hervorgehoben wird, dass Fontane weniger Interesse an einem beschaulichen Leben hatte, wie besonders Brandenburg es hätte bieten können, sondern vielmehr am Puls oder „Schwungrad“ der Zeit leben wollte. Welche Stadt in Brandenburg lag da näher, als das sich zur Metropole aufschwingende Berlin.

Dieser Kurzbiografie schließt sich eine Übersicht der Filme, die Fontanes Werke zur Grundlage haben, an, welche den weiteren Aufbau der Zeitschrift bestimmt. So unterteilt sich die Filmografie zeitlich in vier Teile, Deutsches Reich bis 1945, dann BRD und DDR, jeweils 1949 bis 1990 und zu guter Letzt die filmischen Erzeugnisse des wiedervereinigten Deutschlands. Dem folgen dann vier Artikel, die sich jeweils grob mit einem Zeitabschnitt und mit einer Verfilmung aus der jeweiligen Zeit befassen. Das Heft endet mit einem Artikel, der sich mit den Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschäftigt und versucht zu skizzieren, wie Fontane zu diesem Thema gefunden hat und man an der „Wanderschaft“ die unterschiedlichen Entwicklungen die der Dichter durchlaufen hat, ablesen kann.

Filmografie aus „Die Mark Brandenburg“

Am besten gefällt mir die Filmografie, denn das Schöne an solchen Übersichten ist, dass sie so schön übersichtlich sind und mir auf einen Blick verraten, wann was wie oft verfilmt wurde. So fällt auf, dass sich die Anzahl der Fontaneverfilmungen in beiden deutsche Staaten ab 1949 ungefähr die Waage hielten, und nach der Wende eher Dokumentationen über die Wanderungen favorisiert wurden. Wirklich bemerkenswert ist, dass die Fontane-Filme, die während der Herrschaft der Nationalsozialisten gedreht wurden, alle umbenannt wurden und diese Titel deutlich wertender wirken und somit schon einer Intention Fontanes, möglichst objektiv zu erzählen, widersprechen. Zum Glück für alle folgenden Verfilmungen der fontanschen Romane wurde sowohl in der DDR, als auch in der BRD weitestgehend darauf verzichtet, den Filmen neue Titel zu verpassen, oder wenn, dann zumindest keine wertenden. Jedoch scheine nur ich das spannend zu finden, denn kein Artikel setzt sich mit dieser Beobachtung näher auseinander.

Was ich auch vermisse, sind Filmkritiken oder Rezensionen der einzelnen Filme, um sich ein Bild davon machen zu können, ob das Publikum die Verfilmung der Stoffe Theodor Fontanes überhaupt so interessant fand, um sich die Filme am Ende auch anzugucken. Moment: das stimmt natürlich nicht so ganz, der Artikel „Preußisches Märchen diskret“ von Sybille Wirsing ist eine Rezension des Films „Der Stechlin“ von 1975. Diese ist am 1. April 1975 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen und die Autorin hat der Mark Brandenburg den Nachdruck gestattet. Dass es sich um einen unbearbeiteten Nachdruck des Artikels handelt, ist leider erst am Ende des Textes ersichtlich. So wird der Leser mit einer Kritik konfrontiert, die über 40 Jahre alt ist, ohne dass das in irgendeiner Weise kontextualisiert wird. Man hätte zum Beispiel der Rezension von 1975 eine aktuellere Rezension zur Seite stellen und die Frage aufwerfen können, ob und in wie fern sich unsere heutigen Sehgewohnheiten verändert haben. Auch hier verschenkt die Zeitschrift Potential.

Die Artikel sind allesamt nicht uninteressant und bemühen sich, jede Epoche der Verfilmungen abzudecken, jedoch greifen sie alle zu kurz, um dem Titel der Zeitschrift gerecht zu werden. Es wird zwar auf unterschiedliche Verfilmungen eingegangen, jedoch nur auf recht oberflächliche Art und Weise, ideal für eine Einführung in die jeweilige Zeit, aber unzureichend, wenn man sich doch etwas genauer für einen Abschnitt interessiert. Auch weiterführende Literatur und Hinweise auf Veranstaltungen dieser Art sucht man vergebens, was in einem Jubiläumsjahr doch etwas mau ist. Einzig in dem Artikel von Klaus-Peter Möller wird auf die Veranstaltung „Fontane on Location“ des Potsdamer Filmmuseums hingewiesen. Das Besondere ist, dass man Filmvorführungen an den Originaldrehorten besuchen kann.

Alles in allem ist das eine hübsche Zeitschrift, die sich flüchtig mit den Verfilmungen Fontanes beschäftigt. Wenn also ein grober Überblick das Ziel war, dann erfüllt sie ihren Zweck. Jedoch wird man als Leser nicht das Gefühl los, dass auch hier versucht wird auf der Fontane-Welle zu reiten und anstatt, wie es sich eigentlich aufdrängt, dieses Jahr ganz den Wanderungen durch die Mark Brandenburg zu widmen, haben wir es mit einer etwas schludrigen Kombination aus beidem zu tun und damit nichts Halbes und nichts Ganzes. Alle Beiträge beschäftigen sich zwar mit Fontane, aber eben nicht ausschließlich mit seinen Verfilmungen. Gerade der erste und der letzte Artikel bleiben aufgrund ihrer Position besonders im Gedächtnis und befassen sich trotzdem eher mit der Biografie Fontanes beziehungsweise seines bekannten Werkes Der Wanderung durch die Mark Brandenburg. Mit der Oberflächlichkeit und ihrer Strukturierung wird diese Ausgabe weder Theodor Fontane noch ihrem eigenen Vorhaben gerecht.

3 comments

  1. M. Lindinger says:

    Sehr geehrter Herr Schorr,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Besprechung und die Kritik.

    Zu Ihrer Einleitung als Ergänzung: der Name der Zeitschrift setzt sich aus zwei in Vergessenheit geratene Publikationen – Die Mark und die Brandenburg – zusammen. Dies waren zwei Zeitschriften in den 1920ern. „Illustrierte Zeitschrift für Touristik und Heimatkunde der Mark Brandenburg“ war die Selbstbeschreibung der Mark und genau dies ist es, was Frau Großer dann mit „Die Mark Brandenburg“ ins Leben rief: eine Erinnerung an die beiden untergegangenen Publikationsprojekte mit ihrem inhaltlichen Schwerpunkt auf die Geschichte Brandenburgs und der Beschreibung der Region. Die Zeitschrift bezieht sich in ihren Heften und den Artikeln auf das heutige Bundesland Brandenburg, das nächstes Jahr 30 Jahre alt wird.
    Mit den abgesetzen Schriften (Die Mark mit gebrochener, „altmodischer“ Schrift) wird auf beiden Zeitschriften und der Typografie ihrer Logos Bezug genommen.

    Viele freundliche Grüße

  2. Gerlinde Lock says:

    Guten Tag !
    Bin fast zufällig über Ihre Website gestolpert und nutze nun die Gelegenheit eine Frage zu stellen, die mich schon lange beschäftigt.
    Da meine Eltern nicht mehr leben und ich die INFO auch nur im hohen Alter meiner Mutter erfuhr, weiß ich nicht ob oder was von der plötzlichen Erzählung meiner Mutter stimmt.
    Mein Vater war Berliner (Jahrgang 1913).
    Sein Vater (Jahrgang 1875), Mutter (1889) sollen angebl. einmal zum Dienstpersonal von Theodor Fontane gehört haben – vielleicht aber auch nur 1 Elternteil.
    Erzählt wurde noch, dass wohl Theodor Fontane ein zieml. Schürzenjäger gewesen sein soll und auch der Mutter nachgestellt sein. Sie dürfte/n also nicht sehr lange bei ihm gearbeitet haben.
    Wenn ich mir aber die Geburtsjahrgänge ansehe (ER = 1875, SIE = 1889), dann geht sich das mit Fontanes Lebenszeit schwer aus.
    Aber vielleicht handelte es sich auch um die Großeltern meines Vaters oder eher um den Sohn von Theodor Fontane, der ja auch Theodor hieß, aber halt nicht „der berühmte Dichter“ war, den mein Vater gegenüber meiner Mutter erwähnte.
    Oder die 1889 geborene Mutter, war viell. die 2. Frau, was mein Vater nie erwähnte, was aber nach dem gr. Altersunterschied der beiden, meiner Meinung nach, auch möglich sein könnte.
    Der Vater meines Vaters hieß Karl Heinrich Richard LOCK und die Mutter war eine geb. Anna STABENOW.
    Viel mehr Daten habe ich leider nicht zu berichten.
    Wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir mit Adressen helfen könnten, die ev.auch Dienstbücher oder Aufzeichnungen von Lohnzahlungen von Fontane einsehen können, wo wenn ich Glück habe, auch Dienstboten namentlich vom Dichter genannt wurden.

    Herzl. Dank für Ihre Mühe.
    Gerlinde Lock

  3. Thomas says:

    Gibt es denn hier Optionen einen Beitrag zu schreiben bzw. eine Filmanalyse zu verfassen (als Student Master „Deutsche Literatur“).

    Fassbinders Effi Briest-Verfilmung oder die neue Version aus 2009 wären möglich.

    Viele Grüße

    Thomas

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