Sara Sommerfeldt: Ich bin Schauspielerin und Theodor Fontane ist mein Ururur-Großonkel

Die folgenden sieben Fragen unserer Interviewreihe werden regelmäßig von Fontane-Freunden beantwortet und hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf Leser und Förderer Theodor Fontanes lenken und die zum anderen zeigen, wie lebendig sein Leben und Werk auch heute sind. 

Wer sind Sie und was machen Sie?

Ich heiße Sara Sommerfeldt und bin Schauspielerin.

Was ist Ihr Bezug zu Theodor Fontane?

Theodor Fontane ist mein Ururur-Großonkel. Seine Schwester Jenny, die den Apotheker Hermann Sommerfeldt heiratete und Vorbild für die Titelfigur seines Romans Frau Jenny Treibel war, ist meine Ururur-Großmutter. Mein Großvater hat mir viel über Theodor Fontane erzählt. Er hat auch selber Geschichten und Bücher geschrieben, von denen eines sogar verfilmt wurde. Wenn wir ihn auf dem Land besucht haben, las er uns immer – zum Entsetzen meiner Eltern – aus seinen Werken vor. Auch ich selber habe, sobald ich einen Stift halten konnte, Romane geschrieben. Ich habe diesen inneren Drang zu schreiben schon immer gehabt. In meiner Familie war das nicht gern gesehen. Gegen den Widerstand und Dünkel der eigenen Familie anschreiben zu müssen, da hat sich seit Fontanes Zeiten nicht viel geändert. Da fühle ich mich ihm sehr nah. Dieses Jahr habe ich das erste Mal Texte von mir veröffentlicht – auf meinem Album HERZ AUS GLAS.

Warum ist Theodor Fontane heute noch aktuell?

Viele seiner Romane handeln von der Unterdrückung oder Fremdbestimmung der Frau, ihrer benachteiligten Stellung in der Gesellschaft. Und viele der Probleme, die er anspricht, sind bis heute nicht wirklich gelöst. In Schach von Wuthenow geht es zum Beispiel darum, wie sehr der „Wert“ einer Frau in unserer Gesellschaft von ihrem Äußeren bestimmt wird. Das empfinde ich auch heute noch so. Pro Quote Film hat herausgefunden, dass Frauen ab Mitte dreißig sukzessive vom Bildschirm verschwinden – schön, interessant und sehenswert scheinen den Medien-Verantwortlichen nach wie vor hauptsächlich junge Frauen zu sein. Was bleibt also einer Frau, wenn sie älter wird, oder die – wie in Schach von Wuthenow – gar entstellt ist? Das Thema habe ich auch in meinem Song Innere Werte aufgegriffen. Ich finde es außerdem sehr beeindruckend, wie gut Theodor Fontane sich in Frauen hineinversetzen konnte, wie er seine Frauenfiguren sprechen lässt. Wie gut das ist, ist mir aufgefallen, als ich begann, seine Texte für eine meiner Lesungen laut zu lesen. Das ist sehr bildhaft und lebendig und vor allem hat er auch viel Humor. Das gefällt mir sehr. Bei aller Tragik oder Dramatik immer den Humor zu bewahren, das versuche ich auch in meinen Texten. Aber auch Fontanes Lebensweg empfinde ich als modern. Er ist aus der Familientradition ausgebrochen und hat trotz vieler Rückschläge und großer finanzieller Probleme seinen Traum, Schriftsteller zu werden, nicht aufgegeben. Da war er unbestechlich. Er musste sich ja immer wieder selber die Erlaubnis geben, weiter zu schreiben – ohne zu wissen, ob und wann er als Schriftsteller jemals Erfolg haben würde. Er war sehr fleißig und hat hart um Anerkennung gekämpft. Immer wieder aufstehen und weiter machen – seinen eigenen Weg gehen – das finde ich modern und inspirierend.

Was von Theodor Fontane haben Sie zuerst und was zuletzt gelesen?

Begonnen habe ich mit Effi Briest und Meine Kinderjahre – zur Zeit quäle ich mich durch den Ehebriefwechsel. Ich bin fast schon peinlich berührt bei der Lektüre dieser Briefe, fühle mich wie ein Voyeur, – denn sie waren sicherlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Eigentlich ist es ziemlich indiskret, so etwas zu veröffentlichen. Den größten Teil seines Lebens wurde er von der Gesellschaft kaum beachtet – und dann plötzlich, nach seinem Tod, wurde jeder Einkaufszettel zum Heiligtum erklärt. Ich finde das bedenklich. Zur Erholung lese ich nebenbei Von Zwanzig bis Dreißig.

Ihr Lieblingszitat von Theodor Fontane?

Wer aufhört, Fehler zu machen, lernt nichts mehr dazu.

Welches Buch über Theodor Fontane empfehlen Sie anderen?

Meine Kinderjahre. Bücher von anderen Autoren über ihn kenne ich leider nur eins, das ich aber gar nicht gut fand. Vielleicht können Sie mir eines empfehlen?

Wo finden wir Sie im Internet?

www.sarasommerfeldt.com

 

Foto: (c) Stefan Klüter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert