Vor mir liegt der „Frühjahr 2020“-Katalog des Kindermann Verlages. Er ist ausgemacht geschmackvoll gestaltet – was er zu bieten hat, geht die Fontane-Interessierten an. Im Vorwort stellt sich die neue Leiterin des Verlages vor, Anna Kindermann. Sie übernimmt von ihrer Mutter, Barbara Kindermann, die vor einem Vierteljahrhundert das Unternehmen gegründet hatte, „nun das Steuer“. Mit dem Master in der Tasche und Erfahrungen auf dem französischen und chinesischen Buchmarkt sowie im Online-Marketing kündigt Kindermann ein überaus reizvolles Programm an. Bei aller Lust auf Neues, Innovatives hält sie aber den Kurs, den ihre Mutter so erfolgreich verfolgt hat und dessen Formel „Klassiker für Kinder“ allemal griffig ist. Und sie verspricht dem, der in dieser Vorschau blättert, „einen brandneuen Fontane-Poesie-Band“.
Und wirklich, schon auf der nächsten Seite wird das von Tobias Krejtschi collagenartig gezeichnete Buch zu Fontanes Ballade Die Brück‘ am Tay präsentiert.
Krejtschi, Jahrgang 1980 und Dresdner, hat seinen Master of Arts an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg abgelegt und sich in den Jahren einen renommierten Namen erworben. 2007 gewann er mit seinen Illustrationen zu Fontanes Gedicht John Maynard mehrere Preise, eine Publikation, die sich nach wie vor im Verlagsprogramm findet. Natürlich ließ sich der Verlag die vielleicht berühmteste Ballade von Fontane – Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland – nicht entgehen und Dorota Wünsch dazu (lustige) Zeichnungen anfertigen. Die Idee, Balladen, deren erzählender Charakter sich dafür besonders eignet, sorgfältig gesetzt und mit Illustrationen herauszugeben, hat sich bewährt. Die Fontane-Bücher erfreuen sich allerbester Gesellschaft. Da sehen wir Goethe in effegie auf dem Osterspaziergang aus seinem Faust (illustriert: Klaus Ensikat), können den ganzen Reigen Schiller’scher Balladik von Der Handschuh (Jacky Gleich) über Die Bürgschaft (Jenny Brosniski) bis zu Der Ring des Polykrates (Almud Kunert) bewundern, um endlich bei Theodor Storms Knecht Ruprecht (Klaus Ensikat) und Rilkes Panther (Julia Nüsch) anzugelangen.
„Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand“ heißt es in Fontanes Gedicht. Das mag für gewaltige Eisenbahnbrücken gelten und maßlos-anmaßende Bauprojekte im Allgemeinen – für diese Buchreihe gilt es nicht. Sie soll ihre kleine und große Leserschaft und unbedingt weitere Fortsetzung finden.