Förstertragödien im Iser- und Riesengebirge (2)

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Im Riesen- und im Isergebirge befinden sich auch noch weitere Gedenksteine für Förster, die von Wilderern erschossen wurden. Einige davon wurden durch den böhmischen Marterlverein wieder instand gesetzt und aufgestellt; mitverantwortlich: Emilio Nowak(†)

Weitere Försterdramen im Riesen- und Isergebirge

Erstes Morgengrauen liegt über dem Hochwald. Leichte Nebel ziehen um die Wipfel der Bäume und die ersten Strahlen der Sonne vergolden die Kuppen des Riesengebirges. Noch herrscht tiefe Stille in den weiten Wäldern; nur ein Bach murmelt in der Senke. Da tritt vorsichtig sichernd ein Reh aus dem niedrigen Unterholz auf die saftige Wiese. Doch ehe es mit der Äsung beginnen kann, zerreißt ein Schuß die Stille, und schon bricht das Tier im Feuer zusammen. Leise, scharf die Gegend durchspähend, schleicht sich ein Mann von der anderen Seite näher, um rasch das Wild auszuweiden und zu zerlegen. Doch die Vergeltung naht. Während er mit dem Ausweiden des Rehs beschäftigt ist, läßt ihn ein scharfer Zuruf zusammenfahren. Nicht weit von ihm tritt der Förster mit schußbereitem Gewehr aus dem Walde. Jeder Widerstand und jede Flucht sind aussichtslos, und damit ist das Schicksal des Wildfrevlers besiegelt.

Auch der Komponist Carl Maria von Weber hat sich bei seinem Aufenthalt in Bad Liebenwerder von entsprechenden Erzählungen über das Raubschützentum im Isergebirge zu seiner Oper Der Freischütz inspirieren lassen.

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Nicht oft gelingt es, einen „Raubschützen“ auf frischer Tat zu stellen. Trotzdem ist es dem mutigen Einsatz der Förster in den letzten Jahrzehnten gelungen, das Wildern im Riesengebirge einzudämmen. Früher aber, als die Wälder beim Fehlen einer geregelten Holzwirtschaft zum Teil noch Urwäldern gleichen und das Gebirge noch wenig erschlossen war, herrschte in den weiten Wäldern, besonders des Isergebirges, ein richtiges Wildererunwesen. Aus dem benachbarten Böhmen kamen sogar organisierte Banden über die Grenze, und auch die arme Gebirgsbevölkerung fand nichts dabei, mit der Büchse oder der Schlinge dem Wild nachzustellen, um ihren kärglichen Lebensunterhalt ein wenig aufzubessern. Noch heute erzählt man sich in Groß-Iser von dem „großen Janker“, dem Führer einer Bande von Wilderern, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts das Isergebirge unsicher machte. Gegen diesen verwegenen Wilddieb waren die Förster fast machtlos und oft wurden sie von ihm überlistet. Neben dem „großen Janker“ waren noch die beiden Tapper (Vater und Sohn) und der Siebeneichler bekannte Raubschützen; einer der gefürchtetsten war auch der alte Henrich.

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Leider führte der ewige Kampf zwischen den Wilderern und den Förstern zu verhängnisvollen Zusammenstößen, die manchem braven Förster das Leben kosteten. So wurde im August 1802 der Unterförster Ulbrich im Forstrevier Flinsberg durch Wilddiebe ermordet. Der Leichnam des Unglücklichen wurde erst nach einigen Wochen in einer tiefen Felsgrube gefunden. Ein Kugelschuß in den Rücken und ein Stich in den Hals ließen keinen Zweifel an einer vorausgegangenen grässlichen Ermordung. Ulbrich hatte noch seine Hände schützend vor seinen Körper gehalten; das bewiesen mehrere Stiche in die Hand. Das Gewehr und sämtliche Kleidungsstücke waren dem Ermordeten abgenommen worden.

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Im Jahr 1813 wurde der Jäger Gretlich im Querbacher Waldrevier von einem Raubschützen erschossen und in einem Dickicht vergraben. Erst nach 14 Jahren wurden seine Gebeine durch einen merkwürdigen Zufall entdeckt: Ein Wirbelsturm hatte mehrere Bäume umgelegt und bei der Aufarbeitung des Windbruchs wurden die Überreste des Försters gefunden. Beide Fälle blieben unaufgeklärt.

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Es geht hoch her am 16.09.1838 in der niedrigen verräucherten Wirtsstube von Glumms Gasthaus in Kiesewald im Riesengebirge – heute: Felsen-Schenke. Es war Kirmes. Neben vielen bekannten Dörflern aus Kiesewald und Petersdorf saßen in einer Ecke des großen Zimmers drei verdachterregende Gestalten, zwei kräftige Männer mit länglichem bartlosen Gesicht und eine Frau, deren buntes Kopftuch sie als eine Böhmische kenntlich machte. Es waren der lange Johannes Eichler aus der Eichlerbaude unterhalb der Bradlerbaude, ein bekannte Wilddieb und Spitzbub, und der „Baudenmann“ oder „Andresl“ (er hieß eigentlich Andreas Hallmann) mit seiner Frau, der „Böhmischen Marie“. Die verstohlenen finsteren Blicke der drei galten dem Förster Christian Gottfried Maiwald. Dieser, eine große stattliche Erscheinung in seinen besten Jahren, ein Jäger von altem Schrot und Korn, war mit Leib und Seele seinem Beruf ergeben, saß mitten unter seinen Bekannten. Er war erst seit einem Jahr mit seiner Familie in das neuerbaute Forsthaus in Kiesewald eingezogen. Auch er stand in einem dauernden Kampf mit den Raubschützen, deren es damals auch im Riesengebirge eine stattliche Anzahl gab. Mit den Einheimischen ging es noch, aber die Böhmischen kamen oft truppweise über die Grenze, und ihnen galt ein Menschenleben, noch dazu das eines dienstbeflissenen Försters, denkbar wenig.

Förster Maiwald wurde schließlich auf die drei ortsfremden Gestalten aufmerksam und musterte sie. „Woas tut uns d’r Jager anzuschaun?“, brummte der eine. Da konnte sich der Förster nicht länger beherrschen. „Wildern seid ihr gekommen“, sprang er auf, „ihr denkt, ich bin zur Kirmes. Ich werde euch diesmal die Sache versalzen. Ihr sollt mir das letzte Mal in mein Revier gekommen sein.“ Er wußte, daß derzeit ein verlockender Achtzehnender im „Erlicht“ stand, und dessen Einstand die beiden längst aufgespürt hatten. Am liebsten wäre Maiwald sogleich auf die drei losgegangen, aber bedächtige Männer hielten ihn zurück. „Denkt an euer Weib und Kind, Herr Förster, und laßt euch nie mit dem biehmischen Vulke ei, de sein zu biese“, meinte ein Bekannter.

Den Böhmen schien es nun doch nicht recht geheuer, sie fürchteten eine Tracht Prügel zu erhalten und zogen es daher vor, während des allgemeinen Tumults zu verschwinden. Auch Maiwald ging nachdenklich nach seiner Wohnung. Aber er fand keine Ruhe, so daß er früh um 5 Uhr aufbrach und dem Walde zuschritt. Es sollte sein letzter Gang werden. Schon um 6 Uhr brachte man den tödlich verwundeten Förster blutüberströmt in sein familiäres Heim zurück. „Ängstigt euch nicht, ich werde nicht sterben,“ waren seine letzten Worte, bevor er die Besinnung verlor; gegen 19 Uhr verschied er, ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben. Doch welches Drama sich im Wald zuvor abgespielt hatte, blieb dabei im Dunkeln. Festgestellt wurde nur, daß Maiwald wohl mit seiner geladenen Doppelflinte erschlagen worden war, ohne daß das geladene Gewehr einen Schuß von sich gab. Das Gewehr hatten die Mörder mitgenommen; es ist nie wieder zum Vorschein gekommen. Die mutmaßlichen Täter Johann Kraus und Josef Möhwald, der Besitzer einer der Siebengründener Hofbauden in Böhmen, im Volksmund „Hofbauden-Sepp“ genannt, wurden verhaftet und saßen lange in Jitschin in Untersuchungshaft. Da sie aber nicht das Geringste gestanden und eine Überführung nicht möglich war, mußten sie schließlich wieder entlassen werden. So blieb auch dieser Förstermord ungesühnt und nur ein Gedenkstein im Walde erinnert noch heute an Maiwalds Tod. Dieser etwa 1m hohe Granitblock, dessen Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen wurde, steht neben der Straße von Agnetendorf nach Petersdorf/Kiesewald, etwa 100m vom letzten Haus in Kiesewald entfernt.

Der Kirchenbucheintrag lautet wie folgt: „Am 21. September 1838 wurde auf dem Friedhof der evangelischen Kirche zu Petersdorf im Riesengebirge (mit Leichenpredigt) beerdigt Herr Christian Gottfried Maiwald, herrschaftlicher Revier-Jäger in Kiesewald im Riesen- gebirge, welcher am 17. September 1838, früh gegen 6 Uhr, von 2 böhmischen Männern eine Viertelstunde von seinem Wohnorte im Walde tödlich geschlagen am Kopfe wurde und an den Folgen derselben (nach Eröffnung gefunden worden) und Nachmittags um 7 Uhr dadurch sein Leben endete in einem Alter von 40 Jahren 1 Monat und 23 Tagen.“ Randbemerkung: „Todes-Art: Durch einen gewaltsamen Tod“ (Sterberegister Nr. 40, Jahrgang 1838, Seite 130).

Der Sohn des erschlagenen Försters Maiwald, Julius Maiwald, wurde später ebenfalls Förster in Schaffgotschen Diensten. Er begegnete als junger Forstlehrling im Revier Petersdorf dreimal dem berüchtigten „Eichler“, der sich aber jeweils sofort abwandte, wenn er den jungen Maiwald erkannte. „Eichler“ soll später als „Pascher“ in die Schneegruben gestürzt sein, den „Baudenmann“ Andreas Hallmann soll ein wütender Ochse tödlich verletzt haben. So erreichte auch die beiden mutmaßlichen Mörder – sie haben die Begehung der vorgenannten Tat trotz langer Zuchthausstrafe niemals eingestanden – dennoch der lange Arm eines unsäglichen Schicksals.

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Zwischen 8-9 Uhr an einem frostklaren Morgen am 9. Februar 1839 streifte der Förster Johann Ehrenfried Hirt aus Flinsberg mit dem Revierförster Christ durch das Krobsdorfer Revier am Haumberg bei Flinsberg. Da entdeckten sie im Schnee Spuren, die auf ein angeschossenes Wild durch insgesamt drei Raubschützen schließen ließen. Sie verfolgten die Spuren und gerieten im Walddickicht bis auf 12 bis 15 Schritte an einen der Wilderer, ohne daß sie ihn selbst bemerkten. Schon krachte ein Schuß und Unterförster R. J. Christ wurde durch eine Kugel in den Mund geschossen, welche seinen Unterkiefer zerschmetterte und danach wieder oberhalb des linken Ohres heraustrat. Doch damit noch nicht genug, schoß der Wildschütz auch auf den Förster Hirt, dem die Kugel den Schädel zertrümmerte und dabei das Gehirn zerfetzte.

Durch den lauten Knall der beiden Schüsse aufmerksam geworden, lief der Forstlehrling Neumann, der den beiden Förstern gefolgt war, eilends zum Tatort. Er stieß dort noch auf den anwesenden Täter, doch dieser schreckte ihn durch die Drohungen mit seinem Doppellaufgewehr in der Hand zurück, so daß Neumann flüchten mußte, um wenigstens sein Leben zu retten. Erst vier Stunden später trafen Helfer am Ort des tragischen Geschehens ein; sie fanden den sofort verstorbenen Förster Hirt und verbrachten ihn anschließend zur Untersuchung in seine Wohnung. Sein bereits erstarrt röchelnder Begleiter R. J. Christ aus Hermsdorf (Kynast), erst 25 Jahre alt, war zwar noch am Leben, erholte sich sogar kurzzeitig, so daß er sogar noch vernommen werden konnte; starb aber ebenfalls wenige Tage darauf in der Nacht zum 13. Februar an den erlittenen schweren Verletzungen.

Der Mörder, „Glaubitz“ bzw. „Sacher-Mühlscher“ genannt, suchte nach der Tat noch rasch seine Wohnung in Flinsberg auf und ergriff dann die Flucht nach jenseits der Grenze. Seine unmittelbare Verfolgung führte aber schon bald aufgrund eines Hinweises im schlesischen Schwarzbach nach dessen Rückkehr zum Ziel:

Als der Richter von Schwarzbach mit den Gerichtsleuten Haussuchung im oberen Theile des Ortes hielt und sie im ersten Haus Einlaß begehrten, hörte ein Wächter etwas in der angebauten Scheune auf die Tenne niederspringen. Er versetzte die Thür und machte Lärm … Als die Thüre aufgerissen wurde, schwankte der Mörder mit breiter Halswunde, aus der das Blut strömte, den Eindringenden entgegen und stürzte zusammen. Er hatte sich mit einem sogenannten Nickfänger die Kehle abgeschnitten. Unter großen Qualen verschied er nach einigen Stunden. Er ist 23-25 Jahre alt, unter Mittelgröße, aber kräftigen Baues und war überaus berüchtigter Wildschütz, der oft Wochenlang selbst in fernen Revieren umherstrich und ‚war‘ erst vor kurzer Zeit in Böhmen angeschossen worden. Seine beiden Spießgesellen sind dem Gericht übergeben. (Görlitzer Anzeiger, Nr. 9, vom 28.02.1839)

Der ermordete Hirt war zum Todeszeitpunkt 42 Jahre 8 Monate 29 Tage alt; er hinterließ die Witwe Christiana Friederike Auguste, geborene Elsner, sowie zwei leibliche Kinder und ein Pflegekind;

… er hat die Feldzüge mitgemacht und ist nie verwundet, nur einmal von einem Geschütz überfahren worden. Er war ein lebhafter, thätiger wackerer Mann, eifrig und genau im Dienst, seines Faches mächtig, ein guter Schütze, und seiner Herrschaft in so fester Treue zugethan, daß er ein anderwärtiges Anerbieten zu einträglicherer Anstellung ausgeschlagen hat. (Görlitzer Anzeiger a.a.O).

Christ war noch Junggeselle. Ein mächtiger Baum an der Unglücksstätte wurde seither die „Försterkiefer“ genannt. Die Revierbeamten pflegten diesen Baum, bis ihn im Jahr 1920 ein Blitzstrahl traf und zerschmetterte.

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Das Opfer eines Wildschützen wurde auch der 25 Jahre alte Förster H. Weniger (*1865) aus Hayne bei Rabishau. Am 5. November 1890, einem Mittwoch, begab sich der reichsgräflich Schaffgotsche Revierjäger Weniger in sein Revier, um Seifershauer Einwohnern Brennholz anzuweisen. Er ging dann nach der Ludwigsbaude, um dort zu frühstücken. Unterwegs hörte er einen Schuß fallen und glaubte, der Schuß wäre von einem Kollegen abgegeben worden. Deshalb beeilte er sich, nach der Baude zu kommen. Plötzlich sah er sich einem Wilddieb gegenüber, welcher auf den Anruf des Weniger die Flucht ergriff. Weniger war aufgrund des von ihm beobachteten Verhaltens des unbekannten Mannes der Meinung, der Raubschütze wäre ausgerissen und ging deshalb vorsichtig weiter. Da erhielt er plötzlich einen Schuß von einem Genossen des Wilderers, den er zuvor nicht gesehen hatte, den nun aber auch nur der Pulverdampf des Schusses verriet. Durch eine Kugel, die ihm durch den Magen ins Rückgrat gedrungen war, schwer getroffen, sank Weniger hintenüber.

Er konnte sich aber rasch wieder erheben und feuerte dem davoneilenden Täter seine beiden Gewehrschüsse nach; mit Todesverachtung lief der schwerverwundete Beamte der Ludwigsbaude zu, überschritt dort noch den dort entspringenden kleinen Zacken und brach in einem Graben blutüberströmt zusammen, gellende Hilferufe ausstoßend. Ein Waldwärter eilte hinzu und sorgte für den Angeschossenen. Die Verwundung war aber so schwer, daß weniger am anderen Tage an den Folgen derselben verstarb. Die Wilddiebe waren mit eine ungeheuren Dreistigkeit vorgegangen. Am hellen Tag, durch Bärte unkenntlich gemacht, wilderten sie kaum 500 Schritt von der Ludwigsbaude entfernt und schossen den Förster nieder. Leider blieben alle Nachforschungen nach den beiden Tätern erfolglos, obwohl auf ihre Ermittlung zunächst 600 Mark und später sogar 2.500 Mark Belohnung ausgesetzt worden waren.

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Nicht immer haben die Zusammenstöße mit Wilderern einen so tragischen Ausgang genommen; so gibt es Geschichten von Wilddieben, die – wie die folgende – nicht eines gewissen Humors entbehren: Geht da an einem Dezember-Sonntagnachmittag ein Waldwärter lautlos auf Schneeschuhen die Waldgrenze entlang, um die Futterstellen des Wildes zu kontrollieren. Da naht von der anderen Seite, leise, Schritt vor Schritt ein zweiter Naturfreund. Der Forstmann tritt beizeiten näher und fragt mit freundlichem Gruß, was denn den anderen vom warmen Ofen fortgetrieben habe: „Nu, ich wull mir aa moal es Hulz oasan, doas ihr un ihr verkeefts murne.“Das fragliche Holz lag nun aber ganz abseits auf der anderen Seite des Tales, was den Waldwärter zu der Andeutung veranlaßte, ob es sich am Ende nicht um die Erlegung eines Feiertagsbratens an der Wildfütterung handeln möchte. Das wurde natürlich entrüstet verneint. Doch der Argwohn war rege, und so sah der Hüter des Gesetzes nach, was dem sonst so schmächtigen Holzfreund heute einen so stattlichen Leibesumfang verlieh. Da entfielen dem geöffneten Rock ein Gewehrschaft und die losgeschraubten dazugehörigen Läufe. „Was willst du denn damit machen?“ fragte der Waldwärter. „Nu, ich war dirsch ock soan. Ich wull mir hinte dos Laben nahma“, entgegnete aber schnell gefaßt der andere.

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Ein andermal wurde ein Förster in einer Vollmondnacht durch ein paar Schüsse aus seinem Revier aus dem Schlaf gescheucht. Er eilte hinaus und sah gerade noch, wie ein paar schattenhafte Gestalten schwerbepackt bei den letzten Häusern des Dorfes verschwanden. Am anderen Tag suchte der Förster mit dem Gendarm, an der Spitze der Dackel Waldmann, den „Tischlerkorle“ auf. Dieser war ein ehrsamer Handwerksmeister, der aber in dem Gerücht stand, daß er auch gerne einmal den Hobel mit dem Schießprügel vertauschte. Scheinbar ahnungslos empfing er die Besucher: „Nu Korle, wo warscht denn nächsten Abend?“ wurde der Hausherr gefragt. Statt einer mündlichen Antwort zeigte der Meister auf die halbgeöffnete Tür seines Stübels, in dem die Familienlagerstätten sichtbar waren. „Wersch ock gleebt“, meinte der Förster und ging an die Durchsuchung des Hauses, an der sich Waldmann schnuppernd beteiligte. Nirgends fand sich etwas Verdächtiges. Schließlich ging es noch auf dem Heuboden. Da standen mehrere Särge auf Vorrat für eilige Fälle. Mit diesen hölzernen engen Behausungen hat natürlich niemand etwas gern zu tun, und auch die Durchsuchungskommission schenkte ihnen deshalb auch weiter keine Beachtung – schließlich zogen die Herren mitsamt dem Dackel unverrichteter Dinge ab. Sie bemerkten nicht einmal mehr das schmunzelnde Gesicht des Tischlerkorle, sonst wären sie noch einmal umgekehrt und hätten dann sicher herausbekommen, wo der Hirsch geblieben war.

(Der dritte Teil des Artikels ist mithilfe dieses Links zugänglich.)

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