Der Ruppiner Anzeiger erfüllt einen Traum – und das an Fontanes „Geburtstag“ …

Wie oft stand ich am „30. Dezember“ vor dem Fontane-Denkmal im schönen Neuruppin, um ein paar Worte zu sprechen? Offen gestanden, ich weiß es nicht. Nur dass es häufig war, ist gewiss. Und, auch dieses offen gestanden, immer gerne. Nicht selten kam da ein Kreis zusammen, dessen Mischung anregende „Fontane“-Gespräche ermöglichte, und nicht selten wurde da ein Garn gesponnen, das im Folgejahr der Fontane-Stadt zu einem hübschen Gewand verhalf. Und ich will nicht verhehlen: Auch der Punsch in dieser oder jener netten Runde gehörte zu diesem Jahrestag wie die Theodor Fontane Gesellschaft zu Neuruppin.

Aber als ich Ende September 2022 mein Amt als Vorsitzender dieser literarischen Gesellschaft ab- und an Herrn Prof. Dr. Iwan Michelangelo D’Aprile übergab, dachte ich mir: in diesem Jahr nicht. Dem neuen Vorsitzenden sollte ohne jeden Seitenblick das Seine sagen. Und dass er etwas zu sagen hatte, daran bestand kein Zweifel.

So gab ich dem freundlichen Drängen meiner Frau nach, und wir setzten uns am 29. Dezember in einen Zug, der uns weit in den Norden nach Schleswig-Holstein brachte. Überwog anfangs die Erleichterung, das Jahresende einmal wieder an einem anderen Ort zu verbringen, stellte sich doch an jenem 30. Dezember ein leises Ziehen in der Herzgegend ein. Vor mein Erinnerungsauge trat Bürgermeister Ruhle, gleich neben ihm sein Vorgänger Golde – und eine Hand streckte sich mir entgegen: die des ehemaligen Fontane-Botschafters der Stadt, Mario Zetzsche. Natürlich, als ich nach ihr griff, um sie herzlich zu drücken, da verflog das Bild und löste sich auf in nichts. Meine Frau schüttelte den Kopf, „denkst du jetzt wirklich an diese Fontane-Treffen, während hier Sonne, Wolken und Ostsee locken?“ Was sie schüttelte, ließe ich sinken, um nicht in ein Nicken zu geraten, das ihr gänzlich unverständlich bleiben musste. Klammheimlich zog ich allerdings mein mobiles Telefon heraus und schickte Kurznachrichten an Herrn Zetzsche, Vanessa Brandes und Maria Döring. Tenor: Bin ich auch in der Ferne, so doch Fontanes Tag in Neuruppin und Ihnen nah …

Als hätte der Ruppiner Anzeiger meinen Kummer geahnt, zog er einen Zauberstab, wie ihn nur Medien dieser Art besitzen. Er sprach raunend Formeln, setzte ein geheimnisvolles Gesicht auf und blies zu guter Letzt dreimal in alle Himmelsrichtungen. Und mit welchem Erfolg! Es gelang ihm, meinen verborgensten Wunsch, den auch nur auszusprechen, lächerlich gewesen wäre, zu erfüllen. So konnte er gleich am nächsten Tag davon berichten und tat es unverzüglich:

An der Kranzniederlegung nahm der Vorsitzende der Theodor Fontane Gesellschaft Prof. Dr. Roland Berbig teil, der diesen Anlass auch nutzte, um den Staffelstab des Vorsitzes an Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D’Aprile zu übergeben. Nico Ruhle, Bürgermeister der Stadt Neuruppin, bedankte sich bei Berbig für sein fachkundigen und leidenschaftlichen Einsatz für die Fontane Gesellschaft. Dem neuen Vorsitzenden D’Aprile wünschte er ‚ein gutes Händchen‘.

Dass das beigefügte Foto sich auf das mit Schal und Pudelmütze ergänzte Wiese’sche Denkmal beschränkte und die genannten Herren nicht ins Bild bekam, tut nichts zur Sache. Das Zauberkunststück, mich an meinen Wunschort zu versetzen, ohne in Ehebedrängnis zu geraten. ist grandios für sich. Es sucht seinesgleichen und ich nach einer schönen Gelegenheit, den Harry Potters in der Redaktion meine dankbare Aufwartung zu machen. Dass ich erwäge, Abonnent zu werden, fast ist es zu sagen überflüssig.

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