Fontanestraße(n)

Die Fontanestraße, wer kennt sie nicht? Aber welche überhaupt? In der Region Berlin Brandenburg häufen sich die Straßenzüge, die den Namen unseres geschätzten Dichters tragen.

Fontanepromenade Kreuzberg.
cc. Marian Schubert

Nimmt man den Fontane Platz in Tiergarten und die Fontanepromenade in Kreuzberg dazu, so zähle ich im aktuellen Straßenverzeichnis von Berlin ganze acht Straßenzüge, die Theodor Fontane ihren Namen zu verdanken haben. Von Brandenburg brauchen wir gar nicht erst anzufangen. So gut wie jedes Dorf in der Mark hat eine Fontanestraße.

Doch wie kommt das? Würde nicht eine Fontanestraße für Berlin genügen? Natürlich hat der Schriftsteller in unserer Region einen hohen Stellenwert, doch warum zieht sich der Name von Ost nach West und von Nord nach Süd durch die ganze Stadt?
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich dessen bewusst sein, dass Berlin nicht immer so aussah, wie es sich heute zeigt.

Fontanestrße, Groß Berlin
Groß- Berlin cc: JörgenMoorlag

Die Grenzen der Stadt sind zu Fontanes Zeiten noch deutlich eingeschränkter als sie es heute sind.
Erst 1920, also 22 Jahre nach Fontanes Ableben, wurde das „Groß-Berlin Gesetz“ verabschiedet. Dies beinhaltete die Erweiterung des Stadtgebietes auf die Grenzen, welche bis heute nahezu unverändert sind. Das Alte Berlin ist heute zusammengefasst im Bezirk Mitte.

Die Straßenzüge, die im heutigen Berlin den Namen Fontanestraße tragen, liegen allesamt außerhalb des damaligen Stadtgebietes, womit sie sich eigentlich nur in die zahllosen Benennungen in den brandenburgischen Dörfern einreihen.

Fontanestraße Neukölln
Fontanestraße Neukölln.
cc. Marian Schubert

Fontane wurde mit der Namensgebung meist postum geehrt. Allerdings gibt es drei Straßen, die ihren Namen schon vor Fontanes Tod erhielten. Die Fontanestraße in Neukölln wurde bereits 1894 eingeweiht und im heutigen Bezirk Grunewald (damals nur ein ausgelagertes Villenviertel) wurde ein Pfad 1898, also kurz vor Fontanes Ableben, nach ihm benannt. Außerdem gibt es an der heutigen Stadtgrenze in Teltow (Bezirk Steglitz-Zehlendorf) eine Fontanestraße. Diese erste Benennung ging an dem Autor nicht unbemerkt vorüber. Es findet sich in einem Brief Fontanes an seinen Sohn vom 11. September 1890 eine gewitzte Stellungnahme des Schriftstellers dazu:

Die ‚Fontane-Straße‘ in Steglitz hat mich doch amüsiert; auch hat es sozusagen einen soliden Nachruhmwert, solider als eine Viertelseite in irgendeiner Literaturgeschichte. Straßennamen leben meist sehr lange; die Reetzengasse ist gewiß schon sehr alt, und eine 200 jährige Unsterblichkeit ist gewiß schon sehr viel. [1]

Hat Theodor Fontane mit diesen zwei Sätzen etwa bereits seine eigene Unsterblichkeit durch seine Werke vorausgesehen?
Mit Sicherheit hätte er sich nicht träumen lassen, dass wir im Jahr 2019 auch seinen 200. Geburtstag mit Pomp und Gloria feiern. Aber eine gewisse Weitsicht des Schriftstellers lässt sich nicht leugnen. So ist es doch schön zu wissen, dass wir im nächsten Jahr nicht nur über den Dichter sprechen und ihm huldigen, sondern (zumindest im Geiste) sogar mit Fontane feiern dürfen.

 

[1]Theodor Fontane: Briefe an seine Familie. Zweiter Band. Vero Verlag. 2015. S.237.

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