Das Fontane-Jubiläumsjahr 2019 bleibt eine eindrückliche und sehr schöne Erinnerung. Was ist davon geblieben, hält der Buchhandel das Interesse seines Lesepublikums an Theodor Fontane wach und lebendig? Oder war die Fülle der unterschiedlichsten Buch-Publikationen ein typisches mit allen Marketinginstrumenten aufloderndes Feuer, das schon erloschen ist?

Ich schaue mir aktuell das Angebot in Buchhandlungen unterschiedlichster Größe gezielt an und begann damit am Wochenende, dass mit dem längsten Tag des Jahres am verkaufsoffenen Sonntag endet. Mein erster Eindruck scheint bestätigt. In der Buchhandlung in Kleinmachnow finde ich insgesamt 12 Bücher von oder über Fontane, präsentiert in den Regalen Biografien und Klassiker. Die Nachfrage tendiert praktisch gegen Null, es handelt sich um Bestände, die an den Mann oder die Frau gebracht werden können.
Prominent ausgestellt ist nur noch Regina Dieterles Fontane-Biografie,

die sie einleitet mit Der Schriftsteller Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. So könnt‘ ich als Biografin beginnen. Doch ich will es anders probieren, will aus einer doppelten Perspektive erzählen, einer Perspektive, die nicht nur das Leben, sondern gleich auch das Werk in den Mittelpunkt rückt. Was hat Theodor Fontane berühmt gemacht? In erster Linie seine Romane.

Was dann im Regal Klassiker von Fontane zu finden ist, ist eine sehr übersichtliche Auswahl; Taschenbuchausgaben dreier Titel: Effi Briest, Unterm Birnbaum und Unwiederbringlich. Sie stehen neben schmalen Sekundärliteraturbändchen. Das ist alles? Ich finde es gemessen an dem Hype des Vorjahres dürftig.

Die Titel, die den Point of Sales im Eingangsbereich bilden, sind Krimis, Lebensberatungsbücher, Abenteuerromane, oder Bücher von TV-Nasen, die ihre Sicht auf die Welt den geneigten Lesern darbieten. Und ich wundere mich, wie seit vielen Jahren schon, über die ungeheure Menge an Veröffentlichungen, meist entbehrlichen, und der gleichzeitigen Kritik daran.
Bei Hugendubel in der Steglitzer Schloßstraße finde ich eine andere Situation vor, was an der größeren Verkaufsfläche der Filiale liegen kann, aber, und darüber freue ich mich, laut Filialleitung auch an der Nachfrage der Kunden. Vor allem Sekundarschulen und Gymnasien haben im ersten Halbjahr Romane von Theodor Fontane nachgefragt und so musste bei Reclam schon nachbestellt werden. Die mehrbändigen Ausgaben der Wanderungen und die illustrierte Ausgabe von Effi Briest, separat präsentiert auf einem Mittelpodest, sind noch Bestände aus dem letzten Jahr und warten auf den Kaufimpuls eines Fontane-Liebhabers.

Andrea Ludorf, Geschäftsführerin/ Managing Director des Kulturkaufhaus Dussmann in Mitte, berichtet, „dass in der Corona-Zeit generell gut Klassik-Ausgaben verkauft wurden. Offensichtlich haben die Menschen die Zeit dazu genutzt, mal das zu lesen, was sie schon immer mal lesen wollten, aber keine Zeit dafür hatten …“. Im Gegensatz zur letzten hier an dieser Stelle veröffentlichten Verkaufsliste für den gesamten deutschsprachigen Raum, steht jetzt der Autor selbst mit seinem Werk bei den betrachteten Titeln im Zentrum.